Sammlung verschiedener Blogs zum Thema Autismus
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Die Gratwanderung mit den anderen Eltern und wie Worte ausgrenzen können
Kürzlich erzählte mir Kaja über ihre zwiespältigen Erfahrungen und Gefühle mit den Eltern der Mitschüler ihres autistischen Sohnes. Dabei geht es häufig um die kleinen Zwischentöne und Nuancen in der Ausdrucksweise (alle Namen geändert). Martin ist Autist und besucht die vierte Klasse einer Grundschule. Schon von Beginn an gab es
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Integration - Inklusion - Illusion
Was ist das eigentlich? Was bedeutet es, wenn unsere besonderen Kinder in einen Integrativkindergarten gehen? Was ist gemeint, wenn man von Inklusion redet? Funktioniert es denn? Oder ist alles etwa nur eine Illusion? Die UN-Behindertenrechtskonvention, zu der sich Deutschland und viele weitere Länder bereit erklärt haben, setzt sich dafür ein, dass Menschen mit Behinderung nicht länger benachteiligt werden und als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft akzeptiert werden. Aber wie sieht das denn wirklich aus?
Ehrlich gesagt, ich habe Integration lange falsch verstanden. Für mich muss ich sagen, ist Integration zu einer Illusion geworden. An und für sich, wenn man jetzt einfach nur die Definition von Integration anschaut, bedeutet es das Einbeziehen bzw. die Eingliederung in ein größeres Ganzes. Minderheiten, wie behinderte Menschen, werden als Teil der Gesellschaft eingegliedert. Dabei muss sich aber die Minderheit der Mehrheit anpassen. Und das ist wohl der springende Punkt, warum das Modell der Integration an Kindergärten und Schulen oft nicht funktioniert. Habe ich jetzt ein Kind, das vielleicht körperliche Beeinträchtigungen hat, wird eine Einbeziehung in die Gruppe reibungslos funktionieren. Da bin ich mir ganz sicher. Habe ich aber ein Kind, das geistig behindert ist, Probleme in seiner sozialen Interaktion hat, das gern beschriebene verhaltensauffällige Kind, dann stoßen die Versuche dieses Kind zu integrieren an unüberwindbare Grenzen. So viel zur Barrierefreiheit.
Unsere Kinder können sich nicht anpassen. Trotzdem wird es verlangt. Willst du Teil der Gruppe sein, dann sei wie die Gruppe. Unsere Kinder sollen eine Anpassungsleistung erbringen, die sie aber nicht leisten können. Während Personen, die deutlich flexibler in ihrem Handeln sind, starr ihre Position beibehalten. Und dann wird schnell aus einem integrativen Kindergarten- oder Schulplatz eine Exklusion oder gar Separation. Wie viele unserer Kinder finden denn wirklich Anschluss in einer Gruppe? Finden Freunde, Kinder, die sie so akzeptieren, wie sie sind. Viele, so lese ich das ja auch in den unzähligen Foren, werden doch eher ausgeschlossen. Viele Erzieher und Lehrer sind zwar sicherlich bemüht den Kindern Akzeptanz und Toleranz beizubringen. Letzten Endes lassen sich aber Freundschaften nicht erzwingen. Die meisten Kinder werden doch leider nicht aufgeschlossen genug erzogen, als dass sie wirklich über die Besonderheiten hinwegsehen können und ihr Gegenüber, egal in welcher Form, als gleichwertig sehen.
Ein Problem, das sich durch die gesamte Gesellschaft zieht, bewertet zu werden nach dem, was wir im Stande sind zu leisten und nicht danach, was wir sind - MENSCHEN.
Philipp war fast drei Jahre in einer integrativen Gruppe und wir mussten schließlich feststellen, dass es nicht funktioniert. Lassen wir jetzt mal fachliche Kompetenz und Fördermöglichkeiten außen vor. Sind Regelkindergärten oder -schulen denn überhaupt in der Lage, diese besonderen Kinder aufzufangen? Versuchen tun sie es. Aber ist es Integration? Meiner Meinung nach, nein. Sofern die Kinder sich einigermaßen an den Gruppenalltag anpassen können, passt alles. Aber wie ja schon gesagt, sie können es ja kaum bis gar nicht. Eigens für diese Kinder eingestellte Heilpädagogen/-innen und Heilerziehungspfleger/-innen sind verantwortlich dafür, dass die Kinder in der Gruppe funktionieren und eigene Fördermaßnahmen erhalten. Oft ist es dann aber so, dass der normale Gruppenalltag alles überdeckt. Im Sinne der Integration, wird individuelle Förderung gerne hinten angestellt, um an gemeinsamen Gruppenprojekten teilzuhaben.
Individualität ist sicherlich gewollt. Nur es führt dazu, dass sich trotzdem zwei Gruppen bilden. Die normalen Kinder und die Besonderen. Eine "Sonderbehandlung" geht auch nur so weit, als dass sie nicht den Gruppenablauf an und für sich stört. Ob ein besonderes Kind daran teilnehmen kann oder nicht, wird nicht berücksichtigt. Es erfolgt ja nur eine einseitige Anpassung. Sicherheit bietet dann nicht eine feste Struktur, die verlässlich für alle Kinder zutrifft und immer greift, sondern das zuständige Personal für die besondere Gruppe oder auch eine, nur für ein einzelnes Kind, zuständige Individualbegleitung. Fällt eine dieser Personen aus, fällt das ganze Konstrukt zusammen. Was dem Kind Sicherheit gab, ist nicht mehr gegeben und nichts funktioniert mehr. Manche Kindergärten und Schulen lassen ein Kind ohne seinen Individualbegleiter beispielsweise gar nicht erst den Unterricht oder den Kindergarten besuchen.
Dies ist keine Integration. Dies nennt man Separation. Eine Gruppe oder auch einzelne Kinder können Teil des Systems sein, sofern sie eine separate Betreuung haben. Ich schreibe es jetzt einfach mal einem Mangel an Räumlichkeiten zu, dass diese besondere Gruppe in einem Raum mit den normalen Kindern ist. Natürlich ist es nicht so. Integration ist schon das angestrebte Ziel. Aber entweder, weiß man nicht richtig, wie es umgesetzt werden soll oder es ist einfach nicht das richtige Konzept.
Wir Eltern wünschen uns, dass unsere Kinder voll und ganz akzeptiert werden und Teil der Gesellschaft sind, ohne wenn und aber. Wir bereiten sie aufs Leben vor, wir lassen ihnen alle Fördermöglichkeiten zukommen, damit sie über ihre Einschränkungen vielleicht hinwegkommen und sich anpassen können. Einfügen ins gesellschaftliche Bild. Alles was wir erwarten, sind ausgestreckte Hände und die Bereitschaft sie, so wie sie sind, willkommen zu heißen. Den Willen zu haben, dass man unsere Kinder als wunderbare Menschen erkennt, die man gerne in seinem Leben haben möchte. Das, was wir möchten, ist das, was die UN-Behindertenrechtskonvention fordert - INKLUSION.
Deutschland hat ebenfalls, wie sehr viele andere Länder, der Konvention zugestimmt. Aber wird seither wirklich so viel getan? Ändert ein Vertrag etwas an der Einstellung der gesamten Bevölkerung?
Demgegenüber steht die Realität.
Ausschluss aus Kindergärten und Schulen, was definitiv gegen Artikel 24 der Konvention verstoßt. Kinder dürfen nicht aufgrund ihrer Behinderung aus dem Bildungssystem ausgeschlossen werden.
Gesetze werden verabschiedet, die beispielsweise Trisomie-Tests zu Kassenleistungen machen. Wie viele lachende Gesichter werden dadurch nie das Licht der Welt erblicken?
Erzieher- und Lehrermangel führt dazu, dass die Betreuung teils nicht mehr abgedeckt werden kann. Und dann soll man in einer völlig überlasteten Situation auch noch Einfühlungsvermögen für ein besonderes Kind aufbringen.
Menschen zeigen immer noch unverhohlen ihre abschätzende Meinung. Kopfschüttler und Augenrollen ist da noch die harmloseste Methode. "Wenn ich so ein Kind hätte, würde ich mir die Kugel geben.", hatten wir auch schon mal gehört.
Egoismus, Leistungsdruck, Materialismus, eine Wertvorstellung, die nichts mehr mit Nächstenliebe zu tun, lässt keinen Platz für Minderheiten übrig. Vorstellungen vom Leben mit denen unsere Kinder so gar nichts zu tun haben.
Ich halte den Begriff, trotz kleiner Erfolge, Inklusion noch für utopisch. Eine Wunschvorstellung, die wir Eltern für unsere Kinder haben, die sich aber noch lange nicht realisieren wird.
Integration alleine funktioniert nicht und Inklusion bleibt wohl erstmals eine Illusion, der wir uns gerne hingeben. Ein Traum, der uns vorgaukelt, dass unsere Kinder trotz Handicap gleichwertig in der Gesellschaft leben können.
Für euch getestet: die SIGNboxen mit Karten zum Gebärdensprache lernen
Niklas teilt sich seit Kindergartenalter mit Gebärden mit. Damals nutzte er noch eine Art Geheimsprache, indem er sich Zeichen ausdachte.Als klar war, dass Niklas uns damit von sich aus eine Kommunikationsform anbot, lenkten wir die Gebärden in allgemeingültige Bahnen und lernten die Deutsche Gebärdensprache. Niklas beherrscht inzwischen ca. 800 Gebärden
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Overload/Meltdown/Shutdown - Wenn das System überlastet ist
Wie oft stehen wir ratlos vor unseren Kindern. Manchmal scheint es wie aus dem Nichts zu kommen. Gerade war noch völlige Ruhe und plötzlich wird gebrüllt und um sich geschlagen. Die einen beißen, kratzen und spucken, andere richten ihre Aggression gegen sich selbst oder im Umfeld befindliche Personen werden beleidigt. Doch dies ist nicht etwa eine gewollte Handlung unserer Kinder, oder ein einfacher Wutausbruch. Vielmehr ist es das Resultat einer maßlosen Überforderung. Eine Überforderung aufgrund der mangelnden Fähigkeit Reize zu filtern. Für uns als Eltern oder auch Betreuer von Autisten ist es wichtig zu erkennen, wann denn das Kind auf einen Overload (Reizüberflutung, Überladung) zusteuert. Das gibt uns Zeit zu reagieren und unsere Kinder vor dem völligen Chaos zu bewahren.
Wie ich bereits in meinem früheren Beitrag "Stress erkennen, Stress vermeiden" beschrieb, ist es wichtig zu erkennen, was unsere Kinder überfordert. Das ist von Kind zu Kind sehr individuell. Da aber Autisten Reize kaum bis gar nicht filtern können, prasselt alles mögliche auf sie ein und ist sicherlich der Hauptgrund für einen Overload. Geräusche, Gerüche, visuelle Eindrücke, Personen um sie herum, ein ständiger Input, der sich zu einem Einheitsbrei vermischt. Aber eben auch Stressauslöser können zu einer Überlastung führen. Sind etwa Anforderungen falsch gestellt, fühlt sich das Kind unter Druck, Ärger in der Schule, eine Vertretung in der Betreuung, können unsere Kinder überfordern. Auch eine Überforderung durch aufgestaute Gefühle (oftmals eine Folge der Anpassung in der Gesellschaft) können zum Overload führen.
Unser Philipp kam ganz oft vom Kindergarten nach Hause und hatte sich direkt in seinem Zimmer verkrochen. Er nahm dort seine Hörgeräte raus, zog sich komplett aus und versteckte sich mit sämtlichen Decken und Kissen in seinem Kleiderschrank. Oft legte er sich die Regalböden noch auf sich drauf. Anfänglich waren wir doch sehr verwundert über sein Verhalten, bis wir dann verstanden hatten, wozu ihm das dient. Wir hatten dann schließlich den mittleren Teil seiner drei Schränke gar nicht mehr eingeräumt, sondern ihm seine "Höhle" als Rückzugsort gelassen. Bis jetzt nimmt er seinen Schrank immer wieder her um sich zurückzuziehen. Auch, wenn wir nicht zuhause sind, können wir bei Philipp immer wieder beobachten, dass er sich verkriecht, weg von allen Reizen. Wir lassen ihn und schauen dann, dass wir ihn bald möglichst komplett aus der Situation holen und nach Hause fahren.
Philipp hat für sich eine Strategie entwickelt, dem Overload zu entkommen. RÜCKZUG! Ein entrinnen aus der Situation, räumlich, akustisch, visuell.
Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte repetitive/stereotype Verhaltensweisen, die oft stimulierend wirken, aber während eines Overloads auch Beruhigung bringen können. Gleich bleibende Handlungen werden immer und immer wiederholt. Das können Bewegungen mit dem Körper sein, beispielsweise das Hin- und Herwippen mit dem Oberkörper. Bei Philipp können wir oft beobachten, dass er beim Laufen in großen Menschenmengen die Pflastersteine anfasst, er geht dann gerne nur auf den Fersen oder achtet darauf, dass sein Fuß immer genau in einem Pflasterstein auftritt. Er macht dann vermehrt Geräusche oder fährt mit seinen imaginären Aufzügen. All das dient dazu, sich auf diese eine Handlung voll und ganz zu konzentrieren um so den Einflüssen, den Reizen von Außen zu entkommen. In dieser Situation sollte man sein Kind unbedingt nicht in dieser Handlung unterbrechen, aber dafür sorgen, dass sich die Situation grundlegend ändert.
Gibt es kein Entkommen aus dem Overload, funktionieren alle Strategien nicht, so kommt es zum sogenannten Meltdown (Kernschmelze). Ein nicht mehr steuerbarer Zustand für das Kind.
Das Kind erlebt einen völligen Kontrollverlust über sich selbst und Eltern sehen sich einem vermeintlichen Wutausbruch gegenüber. Aber es ist keinesfalls Wut, die unsere Kinder in diesem Moment um sich schlagen, Sachen zerstören oder sich selbst verletzen lässt. Es ist pure Verzweiflung darüber, die Kontrolle über sich selbst verloren zu haben. Ich kann an dieser Stelle wieder mal nur auf den Autor Bo Hejlskov Elvén hinweisen, der immer wieder die Notwendigkeit beschreibt, dass die Kinder stets die Selbstkontrolle über sich behalten bzw. wiedergewinnen müssen.
Diese völlige Entgleitung, den Meltdown, konnten wir in der Vergangenheit bei Philipp auch nicht immer aufhalten. Und wir sind dann oft machtlos dieser Explosion gegenüber gestanden. Mittlerweile deuten wir die Zeichen, erkennen, wenn die "Stimmung" quasi kippt. Manchmal sind es Sekunden, die uns bleiben um das Ruder rumzureißen. Manchmal ist es auch zu spät. Wir schauen, dass er dann nichts zum Werfen erwischt, Gläser, Teller, zerbrechliche Sachen werden aus seiner unmittelbaren Umgebung weggenommen, wir geben ihm Raum, damit er uns nicht verletzen kann und achten darauf, dass er sich selbst nicht weh tut. Es macht absolut keinen Sinn in diesem Moment auf ihn einzureden, denn das kommt absolut nicht bei ihm an. Er lässt sich in dieser Situation auch nicht anfassen oder gar festhalten, was wohl auf sehr viele Autisten zutrifft, denn das wäre nur wieder ein zusätzlicher Reiz. Wir bleiben in der Nähe, aber lassen ihn in Ruhe und erst wenn er sich beruhigt, suchen wir den Kontakt, sprechen ihn an oder schauen, ob er in den Arm genommen werden möchte.
Reize "abschotten", die Situation verändern, Raum geben, um die Selbstkontrolle wieder zu erlangen. Wir sind dabei eher passive Zuschauer, hilflos, so kommt es uns vor. Aber genau das ist es, was am Ende die Sicherheit zurückbringt.
Manchmal kann ein Overload nicht nur zu einem Meltdown führen, sondern einen Shutdown (Abschalten, Herunterfahren) herbeiführen. Ein Meltdown kann diesem vorausgehen, muss aber nicht. Die Reizüberflutung oder die Überforderung sind für das Kind unüberwindbar, ein Entkommen ist nicht möglich, gelernte Strategien zur Beruhigung helfen nicht oder können vielleicht nicht angewandt werden. Die Folge, SYSTEMABSTURZ. Da eine "realer" Rückzug nicht möglich ist, schalten sich Kinder quasi ab und wirken regelrecht abwesend, nicht mehr da.
Wir haben bei unserem Philipp noch keinen Shutdown erlebt, wenngleich auch länger anhaltender Stress bei Philipp schon zu ähnlichen, depressiven Phasen geführt hat. Ein völliger Rückzug aus der Welt und kaum noch ansprechbar.
Während eines Shutdowns ist es einfach wichtig, da zu sein. Darauf achten, dass so wenig Reize wie möglich auf das Kind einwirken. Nur, wenn das Kind die Nähe der Eltern sucht, sollte man darauf eingehen. Ungewollte Berührungen, seien sie noch so behutsam oder gar gewaltsames Festhalten, wären in diesem Moment (wie auch schon während eines Meltdowns) zusätzlicher Stress und kontraproduktiv.
Wir lernen alle mit unseren Kindern. Wir können nicht immer alles vorhersehen und planen. Jedoch helfen Strukturen im Alltag und Klarheit im Umgang mit unseren Kindern dabei, Overloads und die Folgen zu vermeiden. Jetzt können wir unsere Kinder nicht in Watte packen, können nicht alle Reize und Stress von ihnen fernhalten. Die moderne Welt ist eine reizüberflutete Umgebung. Autolärm, Fernsehen, Radio, beim Nachbarn der Rasenmäher .... Die Welt ist lauter, bunter, heller. In völliger Reizlosigkeit werden unsere Kinder nicht leben, aber mit genügend Pausen und Ruhezonen, die reizarm gestaltet sind, kann man die Häufigkeit der Overloads dezimieren.
Die Situationen analysieren, Auslöser erkennen, Strategien entwickeln.
So beenden wir unsere eigene Hilflosigkeit und die unserer Kinder. Die Möglichkeit zum Handeln ist da, wenn wir unsere Kinder verstehen.
„Ach, hat er das wohl gerade verstanden?“ – „Was will er denn jetzt von mir?“ – vom richtigen Zuhören
„Kann sie das denn?“„Hört sie mich?“„Hat er das jetzt verstanden?“„Ist er gefährlich?“„Warum macht er das denn jetzt nicht?“„Geht das eigentlich bald vorbei?“„Hat er diesen Autismus schon immer?“… Habt Ihr diese Sätze auch schon gehört?Bestimmt viele von Euch, denn so wird es mir oft berichtet. Neulich erzählte mir eine Mutter von
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Sarah ist Mutter einer autistischen Tochter. Ihr Gastbeitrag über „Das A-Wort“
Gastbeitrag von Sarah: „Das A-Wort“ Es gibt Worte, die gehen einem schwer über die Lippen. Dinge, die möchte/darf /soll man nicht aussprechen. Vielleicht denkst du jetzt an ein bestimmtes Schimpfwort, das mit „A“ beginnt. Vielleicht (das läge ja nur nahe beim Thema dieses Blogs) denkst du auch an Autismus. Mein
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Tipps für Arztbesuche von Maria (Autistin)
Gastbeitrag von Maria, Autistin: Hallo, liebe Leserinnen und Leser von „Ellas Blog“,den Beitrag über Autismus im Gesundheitssystem kann ich mal wieder nicht kommentieren, daher schreibe ich einen eigenen Gastbeitrag. In dieser Woche war ich bei einer Routine-Untersuchung. Nebenbei für die, die es interessiert: es ist alles in Ordnung. Mit meinen
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Autismus und Übergänge gestalten – eine Herausforderung, die gelingen kann
Wer einen autistischen Angehörigen hat, weiß, dass das Thema „Übergänge“ sehr sensibel ist und meist gut vorbereitet werden muss. Was aber, wenn eine Situation, die einen Übergang bedeutet, gar nicht als solche erkannt wird?Und wie kann man Übergänge überhaupt gut vorbereiten?Was sollte ich beachten, überlegen und an andere Personen als
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Der erste Urlaub nach vier Wochen Förderstätte – der Übergang ist geglückt
Die kleine Auszeit, die es Ende September im Blog gab, hatte den guten Grund, dass Niklas nach seinen ersten vier Wochen in der Förderstätte seinen wohlverdienten Urlaub nahm. In unserem turbulenten Sommer, in dem wir lange Zeit nicht wussten, ob der Übergang in die Förderstätte klappen wird, mussten wir uns
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Warum Philipp schon immer besonders war
Gar keine Frage. Welches Kind ist denn bitte nicht besonders? Und dann noch dazu das erste Baby. Alles ist neu und aufregend. Vieles hat man schon von Freunden oder in der Familie gesehen, wenn Nachwuchs da war. Aber es dann selbst zu erleben, ist doch noch mal eine Erfahrung der ganz besonderen Art. So ging es uns auch mit unserem Philipp. Allerdings sorgte er doch immer wieder für eine Überraschung, die uns doch schmunzeln ließ oder auch schon mal verzweifeln. Zu diesem Zeitpunkt waren wir aber weit davon entfernt, daran zu denken, dass irgendetwas bei ihm anders wäre. Er war halt einfach besonders. Besonders anders. Viele unserer Beobachtungen, ließen uns erst mit der Zeit und im Nachhinein zu der Überlegung kommen, dass da einfach noch mehr ist.
Philipp war ein sehr ruhiges und ausgeglichenes Baby. Sofern wir alleine waren. Sobald sich etwas daran änderte, war er nervös und weinte. Es fing an, dass er absolut nicht gestillt werden konnte, sobald beispielsweise mein Vater zu uns rüber kam. Wenn es ums Stillen ging, war es nicht grundsätzlich kompliziert mit ihm, er trank gut und alles hatte prima geklappt. Allerdings hatte er dann mit ungefähr zwei Monaten das Stillen komplett verweigert. Wir vermuten, natürlich jetzt im Nachhinein, dass die Anwesenheit seiner Cousinen, die damals für einige Tage bei uns waren, ihn durcheinander gebracht haben. Auch mit der Flasche war er kaum zu füttern, Milch schien für ihn absolut kein Hochgenuss zu sein. Bisschen besser wurde es, als er dann bereits mit drei Monaten feste Nahrung bekam. Milch hatte er dann mit etwa neun Monaten komplett verweigert und hatte erst vor etwa zwei Jahren wieder angefangen Milch zu trinken.
Von seinem Trink- und Essverhalten mal abgesehen, war eines schnell klar. Philipp war total überfordert, wenn Besuch bei uns war und noch schlimmer, wenn irgendwelche Feiern waren. Wir sind eine große Familie und bei uns ist immer viel los, auch im Alltag ist immer etwas geboten. Also er war bestimmt nicht sensibilisiert und war dann geschockt, wenn plötzlich Trubel ausbrach. Aber egal, was auch für eine Feier war, Philipp weinte und weinte. Er ließ sich nicht beruhigen. Er schwitzte sehr schnell. Darum war das erste, was wir immer machten, ihm etwas auszuziehen. Ein Baby, im Winter, das im Haus nur im leichten Body war, weil alles andere zu heiß war und das obwohl man nur mäßig einheizte. Bloß keinen Fußsack in der Maxicosi oder im Kinderwagen... Naja, das Ausziehen half jedenfalls, wenn auch nur kurz, weiter. Meist ließ er sich aber absolut nicht beruhigen. Wenn nicht oft die Tante mit ihren bunten Tüchern und ihrer ruhigen Art, die sie als erfahrene Mama mitbrachte, für Ablenkung gesorgt hätte, wäre für uns so manche Feier schon nach kurzer Zeit vorbei gewesen. Unser erstes gemeinsames Weihnachten, mit Besuch von den Großeltern, verbrachte ich noch vor der Bescherung mit Philipp im Schlafzimmer, weil er nicht mehr aufhörte zu schreien. Das selbe an Silvester. Seine Taufe, eine einzige Katastrophe, ab Kaffee und Kuchen ging nichts mehr. Alle Versuche ihn zu beruhigen waren vergebens. Wir hatten es damals einfach als relativ normal gesehen, da ja viele Babys anfängliche Anpassungsschwierigkeiten haben. Und als ja dann die Diagnose mit der Schwerhörigkeit kam, hatten wir, so dachte man, eine Erklärung. Sein Verhalten, wie er sich auf Familienfeiern und größeren Menschenaufläufen benimmt, hat sich einfach bis jetzt nicht geändert. Jetzt weint er halt nicht mehr, sondern verkriecht sich dann irgendwo. Sind wir draußen unterwegs und es sind viele Menschen um uns rum, auf Märkten oder so, dann konzentriert er sich auf die Pflastersteine, schaut entweder konsequent, dass der Fuß genau auf einen Stein tritt oder bückt sich alle paar Schritte und muss die Steine anfassen.
Philipp wuchs heran und irgendwie war er in allem einfach langsamer. Wir machten uns keinen Stress deshalb. Jedes Kind hat seine eigene Geschwindigkeit. Und irgendwie war er auch immer so mit ach und krach innerhalb der "Norm". Der Kinderarzt war zufrieden.
Die Abweichung, dass er sich nicht ganz altersgemäß entwickelte, wurde erst später immer deutlicher. Angefangen alleine beim laufen lernen, das er erst mit etwa 21 Monaten konnte. Dann entwickelte er Eigenarten, die uns manchmal in Erstaunen setzten und die auch manchmal lustig waren. Spielen war irgendwie nie so sein Ding. Mama, die am Boden saß, um mit ihm etwas zu spielen, wurde gänzlich ignoriert. Wenn er sich denn schon mal mit etwas zum Spielen beschäftigte, durfte man ihn nicht stören. Er ist dann auch schon einfach mal weg oder hat einem zumindest den Rücken zugedreht. Wir haben das nicht verstanden. So ein Verhalten kannten wir absolut nicht. Und auch, wenn wir natürlich immer den Kontakt zu Philipp suchten, egal auf welche Art und Weise, ob es im Spiel, in der Kommunikation oder mit Kuscheln war, so war es schon ein Stück weit frustrierend, dass von ihm einfach so wenig bis gar nichts zurückkam. Irgendwann fing er dann an, dass er im ganzen Raum Bücher aufgestellt hatte. Jedes wurde ganz lange ausgerichtet. Fiel eines um, dann wurde es wieder genauso aufgestellt. Passierte dies mehrmals, dann war eine Krise vorprogrammiert. Keines durfte verrutscht oder weggenommen werden. Anfänglich fanden wir es etwas lustig, bis wir dann eben den Verdacht auf Autismus hatten.
Viele der Dinge, die er machte, passten einfach.
Er machte aus seinem Käse beispielsweise winzige kleine Stückchen und klebte diese an die Wand. Ja, an die Wand. Und nein, wir fanden es natürlich nicht lustig, wenngleich wir auch beim ersten mal mehr als verwundert waren. Wir hatten ihm jedes mal gesagt, dass er das nicht machen darf. Aber er machte es immerfort. Wir nahmen den Käse wieder ab, er bekam eine Krise, beim nächsten Essen mit Käse, machte er es wieder. Er malte winzige Bilder an die Wand und saß dann wirklich geraume Zeit davor, befühlte sie wieder und schaute sie intensiv an. Da wir ohnehin bald Streichen wollten, drückten wir da ein Auge zu. Irgendwie schien es ihn zu beruhigen. Er war dabei fast wie in Trance. Auffällig war auch, sein Interesse an Licht. Damit meine ich jetzt nicht nur, das bloße ein- und ausschalten von Licht, was jedes Kind in der Kleinkind-Entwicklung gerne macht. Nein, er war fasziniert davon. Egal, wo wir hin kamen, das erste, was er sagte "mpe", sein Wort für Lampe und eines seiner ersten Worte überhaupt. Diese Begeisterung hält eigentlich bis heute an. Egal wo, es werden Lichter ein- und ausgeschaltet. Gerne in Arztpraxen oder in Situationen, wo wir warten müssen oder er sich etwas unwohl fühlt, lenkt Philipp sich so ab.
Keine Frage. Seine Auffälligkeiten, seine Besonderheiten, wichen für uns immer weiter von dem ab, was wir als "normal" kannten. Einige Dinge behielt er über längeren Zeitraum so bei, manche sind bis heute aktuell oder mal mehr oder weniger stark ausgeprägt. Wir beobachten aber eine Tendenz, dass er mehr und mehr in seiner Welt lebt. In Situationen, wo er sehr gestresst ist, sowieso, aber auch grundsätzlich werden seine Interessen immer einseitiger und seine sozialen Kontakte, wenn sie denn je ansatzweise da waren, werden immer eingeschränkter. Er scheint die meiste Zeit kaum ein Interesse an anderen Menschen oder gar Kindern zu haben. In einem kleinen Rahmen, wo er im besten Fall nur einer Person oder nur ein paar Personen gegenüber steht, da gelingt eine soziale Interaktion, wenn auch nur sehr mühsam und mit Unterstützung. Sobald die Gruppe aber zu groß wird, zieht er sich komplett zurück. In diesem Fall ist es auch völlig egal, ob ihm die Personen bekannt sind oder ob es für ihn Fremde sind.
Ich könnte hier noch endlos weitermachen, über all die Besonderheiten zu erzählen, die wir im Laufe der Jahre mit Philipp erlebt haben und die ihn einfach ausmachen. Egal, ob es seine Vorliebe ist lieber unbekleidet herumzulaufen, was er ja irgendwie als Baby schon lieber hatte, oder ob uns seine "Spinnenwerke" (s.o.) ins Wohnzimmer sperrten, seine Eigenarten beim Essen. Es ist so vieles mehr. Und vieles habt ihr in unseren Beiträgen schon erfahren oder ihr werdet darüber in kommenden Geschichten von uns darüber lesen. Neue Abenteuer mit Philipp gehen uns auf jeden Fall nicht aus.
Ja, unser Philipp ist anders.
Anders besonders.
Besonders liebenswert.