Sammlung verschiedener Blogs zum Thema Autismus
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Die Imagination von Reizen und daraus resultierendes Verhalten – Wahrnehmung und Autismus
Dass der Bereich Wahrnehmung grundlegend für das Thema Autismus ist, wissen die meisten. Was ich manchen Menschen dann noch zusätzlich erkläre, verblüfft dann allerdings doch einige. Imagination von ReizenNiklas ist sehr geräuschempfindlich und reagiert entsprechend impulsiv, wenn ihn ein Klang schmerzt oder erschreckt. Aber es reicht auch aus, wenn er
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Ein wunderschönes Danke ♥ an Ellas Blog, das ich euch soooo gerne zeigen möchte
Liebe Silke, ich bin sehr froh über Deine Arbeit mit Ellas Blog.Du hilfst mir, meine Sorgen in einen anderen Kontext zu stellen. Die Gewichtung verschiebt sich und so kann ich für mich neue Kraft gewinnen. Es macht meine Sorgen nicht kleiner, aber ich kann sie anders betrachten, kann dankbar sein
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Ein Hund für Auri – wie ihr einer kleinen Autistin zu einem Assistenzhund verhelfen könnt
Gastbeitrag: Aurélie ist jetzt sechs Jahre alt, liebt Musik und Tiere, besonders Hunde, Katzen Pferde und Kaninchen und sie ist Autistin. Frühkindliche, mit Störungen in der Motorik und auch Intelligenzminderung, das steht zumindest in ihrer Diagnose. Was nicht da drin steht ist, dass sie außerdem Autodidaktin und ein ganz besonders
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Autismus – Wenn das eigene Kind ausgegrenzt wird – ein Briefwechsel
Vor Kurzem erreichte mich ein Leserbrief, der mich sehr berührte. Ich schrieb Tina (Name geändert) zurück und sie antwortete mir daraufhin auch nochmal. Mit ihrem Einverständnis und weil wir denken, dass sich bestimmt noch einige mehr von euch mit den Gedanken identifizieren können, darf ich unseren Austausch hier veröffentlichen. Mail
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„Ihr Kind kann nicht (mehr) in unsere Schule kommen.“ // Autismus und Schule – eure Erfahrungen
Autismus und Schule – ein Dauerbrenner Das Thema „Autismus und Schule“ ist ein Dauerbrenner in den Familien, da es häufig nicht gut läuft. Viele Schulen wollen es richtig machen, scheitern aber an Faktoren, die sie nicht immer selbst in der Hand haben. Es gibt einzelne Pädagogen und Mitabeiter, die engagiert
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Jeannette im Interview: „Die Welt gehört allen, jeder hat ein Recht darauf, in dieser glücklich leben zu können.“
Liebe Jeannette, Du schreibst einen Blog mit dem Namen „Freie Autisten“. Wie kam es zu dem Namen? Was bedeutet er? Der Name bedeutet, dass Autisten sich frei fühlen können sollen… in der Gesellschaft, in ihrem Leben, in ihrem ganzen (Anders-) Sein.Auch der Umgang mit dem „Thema“ soll frei, ohne Schubladen,
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Die Sonne und ihre Schatten
Ich dachte immer wir leben in einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft. Doch ist das so? Mehr als einmal mussten wir das die letzten Jahre in Frage stellen.
In einer Zeit, wo der Egoismus der Menschen scheinbar immer größer wird, ist kein Platz für "Andersartigkeit". Rücksichtnahme und Toleranz gegenüber anderen Menschen ist für viele fremd.
"Mit so etwas muss ich mich nicht befassen, es betrifft mich ja schließlich nicht."
Vielleicht liegt es auch in der Natur des Menschen, sich nicht mit den Schattenseiten des Lebens auseinanderzusetzen. Dabei warten so viele wunderbare Menschen im Schatten nur darauf, dass man ihnen die Hände reicht und mit ihnen ein paar Sonnenstrahlen genießt.
Jeder kann schon morgen betroffen sein.
Jeder kann morgen schon durch einen Unfall sein Bein verlieren, gehörlos werden, wird Mutter oder Vater eines besonderen Kindes, der Nachbarsjunge ist Autist, die Schwester bekommt ein Kind mit Down-Syndrom, vielleicht geht das eigene Kind mit besonderen Kindern in den Kindergarten oder in die Schule. Was sagt ihr zu euren Kindern, wenn sie sagen, dass dieses eine Kind immer so komisch ist, mit ihnen nicht redet, oder immer schreit und vielleicht aggressiv ist?
Nichts?
In den meisten Fällen, das erkennt man am Verhalten der Kinder, ist es wohl eher etwas in dieser Richtung:
"Geh diesem Kind einfach aus dem Weg. Du musst nicht mit dem Kind spielen."
Die nächste intolerante Generation wächst heran. Ein Urteil wurde über ein Kind gefällt, das man gar nicht näher kennt. Von dem man oft nicht einmal die Besonderheit (um nicht zu sagen die Behinderung) kennt, vielleicht weil man sie nicht sieht oder weil man gar nicht danach fragt. Im Zweifel nicht nachfragen, gehört sich irgendwie nach wie vor nicht in unserer Gesellschaft, dass man offen so ein Thema anspricht. Liebe (interessierte) Eltern, wir erzählen euch gerne über die Besonderheiten unserer Kinder. Nicht um uns wichtig zu machen. Nein. Wir freuen uns nur, wenn andere Menschen verstehen. Verstehen wie unsere Kinder sind und sie nicht aufgrund von Unwissenheit bewerten.
Unser Philipp war jetzt fast drei Jahre im Kindergarten und eine einzige Mama hat sich wirklich ausführlich erkundigt, was jetzt genau mit ihm los ist. Ihre Tochter hätte ein wenig Angst vor ihm gehabt und sie hätte ihr dann erklärt warum Philipp manchmal so anders ist und einfach auch nicht spricht. Daraufhin hat sich die Mama bei mir rückversichert, ob sie das denn richtig erklärt hat.
Leider ist das die große Ausnahme. Keine Einladungen zu Spiele-Nachmittagen, keine Einladungen zu Geburtstagsfeiern, keine Freunde. So sieht die traurige Realität aus. Ich nenne es mal geleitete Akzeptanz durch die Erzieher.
Integration ein nettgemeinter Versuch die Menschen per Gesetz zu zwingen sich mit behinderten Menschen abzugeben?
Natürlich kann man Freundschaften nicht erzwingen, aber Kinder spiegeln das wieder, was wir ihnen vermitteln. Und wenn man sich entschließt sein Kind in eine integrative Kindergarten-Gruppe zu geben, sollte man sich zusammen mit seinem Kind mit den Besonderheiten dieser Kinder auseinandersetzen.
Alles was wir Eltern besonderer Kinder uns wünschen ist Toleranz und Akzeptanz. Wir möchten nicht, dass unsere Kinder angestarrt oder bemitleidet werden. Wir möchten auch nicht, dass unsere Kinder aufgrund ihres Verhaltens, das Teil ihrer Besonderheit ist, bewertet und abgegrenzt werden.
Geht ein bisschen offener durchs Leben und tragt das Wissen in euch, dass manche Kinder für ihr Verhalten nichts dafür können, aber ansonsten wie eure eigenen Kinder sind. Mit den gleichen Bedürfnissen nach Liebe, Geborgenheit, Freundschaft und Akzeptanz. Stellt euch nur mal vor, wie es für euch wäre, wenn euer Kind zum Außenseiter gemacht wird, ohne, dass euer Kind etwas daran ändern kann.
Unsere besonderen Kinder leben im Schatten, aber auch sie lieben die wärmende Sonne. Wir Eltern leben in der Sonnenwelt, wir existieren hier, aber unser Herz hängt an der Schattenwelt. Es gibt Zeiten, da wird man regelrecht hineingezogen, fühlt sich manchmal sogar darin sicher. Keine schiefen Blicke, die man ertragen muss, kein Kopfschütteln, keine ständigen Erklärungsversuche und wenn auch nur für einen Moment, seinem Kind näher zu sein als sonst. Aber wir sind nun mal Sonnenmenschen und müssen wieder aus dem Schatten treten. Sind wieder einen Schritt unseren besonderen Kindern voraus. Manchmal gelingt es uns, unser Schattenkind mit in die Sonne zu nehmen, aber sie vertragen nun mal nur begrenzt die Sonne. So verschwinden sie wieder im Schatten und die Bemühung auf ein Leben Hand in Hand mit unseren Kindern durchs Leben zu gehen, beginnt von vorne.
Ja, wir sind Sonnenmenschen.
Unser Sohn lebt im Schatten.
Das Schicksal wollte es so. Auch wenn wir es uns manchmal wünschten, dass uns dieser Schatten nicht folgt, er tut es. Und immer wenn die Sonne steigt, der Schatten kürzer wird und unseren Philipp zeigt, sind wir so glücklich, dass uns dieser Schatten folgt.
Denn eines ist klar.
Der Schatten gehört zur Sonne, so wie Philipp zu uns und besondere Kinder zur Gesellschaft.
Darum schließt sie nicht aus.
Akzeptiert sie.
Bemüht euch um sie.
Und ihr werdet sehen, dass ein Kind vor euch steht, dass auch einfach nur dankbar für ein bisschen Sonne in seiner sonst so dunklen und kühlen Schattenwelt ist.
Wie Ausmalen dir Ruhe vermittelt und neue Ideen bringen kann
Wenn man ständig gefordert ist, Leistung bringen, aufmerksam sein und Herausforderungen meistern muss, braucht man dringend auch Erholungszeiten.Wie das Erholen aussieht, ist bei jedem sehr unterschiedlich. Manche haben sich regelmäßig im Tagesablauf Zeiten eingeplant, in denen sie zur Ruhe kommen, sich zerstreuen (rw), mal an Unbeschwerliches Denken und Kraft tanken.
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Ein Lebensabschnitt endet traurig
Wenn sich im Leben etwas ändert, ein neuer Lebensabschnitt beginnt, dann schwingt ja grundsätzlich so ein bisschen Wehmut mit. Man wechselt die Arbeitsstelle, verliert liebgewonne Arbeitskollegen, man durchlebt eine Trennung, der Verlust eines Angehörigen...
Gerade sind wir ehrlich gesagt sehr traurig. Traurig für Philipp. Denn für ihn endet gerade ein bisher sehr wichtiger Lebensabschnitt. Er verlässt den Kindergarten, in dem er jetzt fast drei Jahre verbrachte. Aber nicht etwa, weil er jetzt in die Schule kommt. Leider nicht...
Vorweg muss man sagen, dass Philipp nach diesem Kindergartenjahr ohnehin gewechselt hätte. Wir waren auf der Suche nach einer passenden Schule und am Ende hatten wir einen Platz in einem Heilpädagogischen Kindergarten, einer SVE angekoppelt an die Pestalozzischule für geistig behinderte Kinder, die er im Anschluss wahrscheinlich besuchen wird. Bis zu seinem Wechsel aber freuten wir uns eigentlich noch auf eine weitere gute Zusammenarbeit mit seinem bisherigen Kindergarten und vor allem, dass er noch mit viel Spaß und Freude seine letzten Wochen dort verbringen konnte.
Aber es kam wieder einmal anders...
In der vorletzten Woche vor den Osterferien kam es im Kindergarten zu einem Vorfall zwischen Philipp und einer Therapeutin. Weiter ausführen möchte ich dies aus Schutz der beteiligten Personen, auch wenn nicht verdient, nicht. Es aufgrund von zwei Terminen so, dass er danach auch nicht direkt im Kindergarten war. Grundsätzlich war er an einem Punkt angelangt, wo er einfach seine Belastungsgrenze nicht schon erreicht, sondern definitiv überschritten hatte und das tageweise schon über einen längeren Zeitraum. Für uns, wenn wir die Warnsignale sehen, ein Grund zum Handeln. Wir legen dann gerne paar Tage Pause ein, lassen eine Therapie dann mal ne Woche aus oder ziehen, wenn die Ferien nahe sind, diese mal vor. Hallo, immerhin geht Philipp noch in den Kindergarten. Er hat mehr zu leisten, als andere Kinder in seinem Alter und da ist es nur verständlich, dass er mal mehr Pause braucht.
Wir hatten das Wochenende versucht so wenig aufregend wie möglich zu gestalten, aber wir haben dann schnell gemerkt, dass die Luft raus war. Und er war dann auch wirklich in einem Zustand, der für uns so extrem noch nie zu sehen war und wodurch wir sehr besorgt waren. Er war kaum ansprechbar, war komplett in seiner "Aufzug-Welt" und hatte einfach zu nichts mehr Lust. Wollte nichts machen, zuhause nicht, nicht rausgehen, nicht wegfahren, auch nicht in den Kindergarten gehen. Neben unserer Sorge wegen seines Allgemeinzustandes, machte sich eine weitere breit. Hoffentlich geht er überhaupt wieder in den Kindergarten. Als mein Mann ihn dann im Kindergarten abgemeldet hatte, mit der Option, dass er am Freitag vielleicht zur Osterfeier kommen würde, bekam er zu hören, als er sagte, Philipp möchte absolut nicht in den Kindergarten gehen, dass wir ihm doch nicht alles durchgehen lassen dürften. Ähm, ja schon klar.
Es kam dann der Freitag und wir fuhren zum Kindergarten. Meine Vorahnung wurde bestätigt. Philipp fing fürchterlich an zu schreien und hat sich geweigert auszusteigen. Die Gruppenleiterin hatte es versucht, ob er mit ihr mitkommen mag, aber es war nichts zu machen.
Mittlerweile ist er jetzt die sechste Woche zuhause und der Kindergarten ist nach wie vor ein rotes Tuch für ihn. An seinem Wochenplan werden keine Kindergartensymbole akzeptiert, nur diese mit "X", die kindergartenfrei symbolisieren. Sprechen wir über den Kindergarten, sagen wir, dass er doch wieder hin soll, mit den anderen Kindern spielen etc., wird er je nach Länge des Gesprächs regelrecht hysterisch, kontrolliert mehrmals täglich ob sein Wochenplan noch stimmt. Ein Versuch uns mit der Kiga-Gruppe auf einem Spielplatz zu treffen, verlief auch absolut nicht gut. Er krallte sich regelrecht an mir fest und wollte weder von den Kindern noch den Erzieherinnen etwas wissen.
Ein runder Tisch mit allen beteiligten und vermittelnden Personen brachte leider auch keine Lösung. Was uns dabei noch enttäuschte nicht einmal eine Entschuldigung von einer dieser Personen kam. Im Gegenteil, Erklärungsversuche, dass es pädagogisch richtig gewesen sei. Eine "Wenn... dann..."-Debatte sei dem Vorfall vorangegangen, die mit einem Handschlag oder Highfive von Philipp so besiegelt wurde. Worauf das weitere Geschehen gerechtfertigt wurde.
Klar muss man grundsätzlich sagen, wenn ich mit einem Kind etwas ausmache und meinetwegen einen Handschlag darauf bekomme, dann muss auch die logische Konsequenz sein, dass man das, worauf man sich geeinigt hat, dann auch durchzieht und nicht aufgrund von "bockigem" Verhalten es dann bleiben lässt. Logisch würde man so ein falsches Signal senden.
Aber diesem pädagogischen Grundsatz vorausgesetzt, ist natürlich die Frage, hat mich das Kind auch wirklich verstanden? - Wir wissen, solche "Wenn... Dann..." Diskussionen sind mit Philipp kaum zu führen, schon gar nicht rein sprachlich, mit bildhafter Unterstützung in einem ruhigen Moment schon eher.
Was sagt mir das Kind eigentlich mit seinem Handschlag? - Ein Highfive heißt bei Philipp lediglich "gut gemacht" oder "Thema erledigt". Eine Einverständniserklärung zu irgendetwas gibt er damit nicht.
Warum reagiert das Kind so? - Gerade von Fachpersonal könnte doch erwartet werden zu erkennen, ob das Kind trotzig und bockig ist, oder vielleicht einfach überfordert ist. Und dann vor allem, wenn man als Mutter am Morgen noch gesagt hat, dass Philipp einfach schon total müde und ausgelaugt ist.
Und nun ist es leider, wie es ist. Philipp möchte nichts mehr vom Kindergarten wissen. Ein Abschied, der einen so bitteren und traurigen Beigeschmack hat. Wir sind so unendlich traurig. Was in ihm vorgeht, wir können es leider nur erahnen, denn er sagt es uns ja nicht. In seinem Verhalten spüren wir, dass er gerade sehr froh darüber ist bei uns den Schutz und die Sicherheit zu finden und zu bekommen. Mittlerweile gebärdet er "weinen", wenn wir am Kiga vorbeifahren oder ihn danach fragen. Das sind seine Emotionen, nichts was wir ihm hätten einreden können oder was er aufgrund dessen, worüber wir uns unterhalten, zeigt, denn wir reden nicht abfällig über diesen Vorfall vor ihm, um ihm den Weg vielleicht doch noch mal zurück zu ermöglichen. Wie schon gesagt, der Abschied wäre ohnehin bald gekommen, aber nicht so. Nicht so abrupt. Und vor allem nicht mit einem alles überschattenden Vorfall. Drei Jahre seines Lebens, die er vielleicht für immer aus seinem Gedächtnis verdrängt, weil sie jetzt negativ behaftet sind.
Wir waren wütend, traurig, entsetzt.... Mittlerweile sind wir einfach nur noch maßlos enttäuscht.
Schöne Tage enden trotzdem anders
Eigentlich sollte das ja jetzt ein vor Freude nur so überschäumender Beitrag werden. Eigentlich ... Es war ja auch wirklich ein super entspannter Tag. Eigentlich ... Und vor allem ein Tag, der wieder hoffen lies. Eigentlich ...
Wie so oft waren die Jungs und ich wieder mal bei meiner jüngeren Schwester zu Besuch. Das Wetter war herrlich warm, wir saßen alle im Garten und genossen jeden einzelnen Sonnenstrahl. Ein rundum abgeschlossener Garten, ohne "Fluchtmöglichkeiten", da kann auch ich mal entspannen und einen Ratsch mit meiner Schwester genießen.
Und Philipp war wirklich super drauf. Nicht nur, dass er sich schon richtig gefreut hat, als ich sagte, dass wir zur Tante und seinen Emis (so nennt er alle seine Cousinen) fahren, er war auch richtig glücklich als wir bei ihnen ankamen und er spielte sogar mehr oder weniger fast den ganzen Nachmittag mit seiner jüngeren Cousine. Was mich aber bei dem Spielen so unglaublich glücklich gemacht hatte, war Philipps erstes richtiges Rollenspiel. Vereinzelt macht er Rollenspiele, aber wenn überhaupt nur alleine. So kocht er beispielsweise in seiner Küche, aber selten bekomme ich oder gar sein Bruder davon was zu essen. Und er imitiert dabei nicht mich, obwohl er mich ja täglich in der Küche sieht, er spielt den Film "Ratatouille" nach. Seit er diesen gesehen hat, kocht er. Davor hatte ihn die Küche kaum interessiert.
Aber heute hatte er wirklich mit seiner Cousine "Arzt" gespielt. Mal war er der Patient und ist scheinbar schmerzerfüllt zusammengebrochen und wurde von seiner Cousine verarztet und dann wurde wieder gewechselt und er war der Arzt. Hat abgehört, Medikamente verabreicht, Pflaster angelegt. Es war einfach schön zuzuschauen. Und die Hoffnung steigt natürlich, dass er sich doch mal weiterentwickelt und vor allem Freude am Spiel mit anderen Kindern hat. Man muss natürlich an dieser Stelle auch sagen, dass seine drei Cousinen ihn wirklich einfach so nehmen wie er ist. Und vor allem die Jüngste, die ein gutes Jahr jünger ist, als wie Philipp, ist mit ihm so groß geworden und kennt es einfach nicht anders, liebt ihn so wie er ist.
So nun endet aber jeder Tag irgendwann und wir müssen wieder nach Hause fahren. Philipp hatte wenig Lust dazu. Natürlich hätte ich auch gerne länger bleiben wollen, aber wir waren nun mal ohne den Papa unterwegs. Und auch wenn dieser absolut nicht erwartet, dass wir brav zuhause zu sein haben, wenn er von der Arbeit kommt, so ist es für uns als Familie einfach wichtig, wenn wir zumindest abends dann noch Zeit miteinander verbringen und vor allem wenigstens eine gemeinsame Mahlzeit am Tag haben.
Auf dem Plan stand, nach Hause fahren und auf dem Weg beim "goldenen M" zu halten und dort was zu Essen mitzunehmen. Das habe ich auch Philipp mitgeteilt, woraufhin er doch bereitwillig ins Auto eingestiegen ist. Er verteilte noch viele Küsschens an seine Tante und seine Cousinen und es gab auch noch ein paar "Hab dich lieb"s und dann fuhren wir los.
Alles schien zu passen. Eigentlich ...
So dann fing es an. "Nein. X. X. X." schrie er als ich die Straße runter fuhr und auf das kleine Brückchen abbiegen wollte, wo man zur Bundesstraße kam. Gut, dachte ich mir. Ist egal. Fahr ich halt nicht da lang, sondern gerade aus weiter und fahre dann an der Ampel auf die Bundesstraße. Dort angekommen, hat er gemerkt, dass wir wieder quasi auf "unserem Weg" waren und er hat wieder zu brüllen angefangen. Nur was sollte ich machen, nach Hause fahren musste ich ja und ich konnte ja nicht über Pontius und Pilatus fahren.
Es eskalierte komplett. Er eskalierte komplett. Er hat gebrüllt, getreten, wie wild um sich geschlagen. Er saß vorne auf dem Beifahrersitz. Er versuchte mich zu beißen, mir ins Lenkrad zu greifen. Er hat sich so schlimm gegen den Kopf und Gesicht geschlagen, dass er sich dabei die Lippe blutig gekratzt hat. Ich hatte mit meinem Arm seine Schläge abgehalten und bin langsam weiter gefahren. Mir war schnell klar, wo sein Problem lag. In seinem Kopf war einfach nur, dass wir zum "M" fahren. Und er weiß ja schon, dass bei uns zuhause kein "M" ist. Jetzt befanden wir uns aber auf dem Nachhauseweg. Dass wir natürlich nicht, dass Essen da mitnehmen, wo wir fast ne Stunde bis nach Hause brauchen, sondern einen kleinen Umweg über unsere Nachbarstadt machen, das kann er ja nicht wissen. Für ihn war wohl klar, dass wir nicht mehr zum "M" fahren.
Jetzt konnte ich natürlich in diesem Moment die Situation für ihn nicht zufriedenstellend ändern, was wir sonst immer versuchen, wenn so etwas passiert. Ich konnte es ihm auch nicht mehr erklären, denn meine Worte kamen in diesem Moment nicht mehr an. Ich wollte auch nicht mehr stehen bleiben, aus Angst, dass er direkt versucht aus dem Auto abzuhauen. Und da ich ja den Grund seiner Wut nicht ändern konnte, musste ich befürchten, dass sich sein Anfall erst legen würde, wenn er wirklich vor Erschöpfung nicht mehr gekonnt hätte. Und aus unserer Erfahrung mit ihm wissen wir ja leider, dass er da sehr ausdauernd sein kann.
So fuhren wir nach Hause, mein ausgestreckter Arm fing die Schläge ab, wenn er wieder zu toben anfing, wenn er wieder ruhiger wurde, habe ich seine Hand gehalten, bis die nächste Welle unbeschreiblicher Wut und Verzweiflung über ihn kam, er aus dem Nichts meine Hand gepackt hat und versuchte reinzubeißen. Fast eine Stunde Autofahrt und endlich erreichten wir unser Nachbarstädtchen. Direkt am Kreisverkehr sieht man dann schon groß das alles überragende "M". Und noch während ich in den Kreisverkehr einbog, war alle Wut verflogen. Bis zum "M" kamen noch ein paar Schluchzer und aufgeregte Geräusche von ihm und dann war alles vorbei. So schnell wie es aufgezogen war, das Gewitter, so schnell war es rum und die Sonne schien wieder.
Es gab Tage, da wäre ich danach auch fix und fertig gewesen. Und nein, auch heute, ging es mir selbstverständlich nahe und ich habe mitgelitten. Ja, wäre auch am liebsten aus dem Auto gesprungen, oder hatte zwischendrin das Bedürfnis ihn anzuschreien. Ich habs aber nicht getan. Denn egal was ich in dem Moment tue, es ändert nichts daran. Ob ich wütend werde oder ihn versuche zu trösten, es hilft ihm nicht. Aber ich denke schon, wenn ich meine Emotionen egal in welche Richtung, einfach in dieser Situation unter Kontrolle habe, gebe ich ihm in dem Moment die Sicherheit, die er braucht. Er braucht niemanden, der ihn anschreit, denn er versteht gar nicht warum und er braucht auch keine Mama, die in Tränen ausbricht, weil das verwirrt ihn nur zusätzlich. Er braucht eine starke Mama, einen starken Papa, die einfach da sind. Er geht da nicht alleine durch und das weiß er. Auch sein kleiner Bruder profitiert davon. Als Philipp zu schreien und zu treten begann, hatte er furchtbar Angst bekommen, geweint und nach mir gerufen. Ich hab ihm dann gesagt, dass alles in Ordnung ist. Und auch, wenn meine beruhigenden Worte bei Philipp nicht ankommen, so dann doch bei Florian und so war es für ihn dann gleich wieder in Ordnung. Er kennt die Ausbrüche seines Bruders, lebt damit und wenn er sieht, dass wir ruhig bleiben, gibt es für ihn auch keinen Grund zur Sorge.
Das Erlebnis hat mir aber heute einfach wieder einmal gezeigt, wie missverständlich die Kommunikation mit Philipp oft ist. Jetzt machen wir ja wirklich viel für ein besseres Sprachverständnis. Wir sprechen langsam mit ihm, benutzen einfache Sätze, bauen ihm gut bekannte Schlüsselwörter ein, lernen mit ihm Gebärden, haben unseren Alltag durch Bildkarten strukturiert. Aber dennoch ist es immer noch schwierig. Nachdem er seinen Tages-/Wochenplan so gut akzeptiert und auch alles andere an Bildern, die wir zur Erklärung verwenden gut annimmt, werden wir jetzt verstärkt daran arbeiten, dass wir noch gezielter mit Bildern kommunizieren.
Nicht immer können wir für ihn unangenehme Situationen vermeiden, aber derartige Eskalationen, die maßlose Wutausbrüche zur Folge haben aufgrund von Missverständnissen in der Kommunikation versuchen wir ihm und uns einfach zu ersparen. Denn eines ist klar, zu verstehen ist immer noch das wichtigste für ein menschliches Miteinander. Sprache verstehen, Situationen verstehen, Emotionen verstehen, das Leben verstehen. Doch fehlt die Sprache, wird das Verstehen in allen weiteren Bereichen auch sehr schwierig bis unmöglich. Darum ist der erste Schritt der wichtigste, eine Kommunikationsebene zu schaffen, die die Welt für unsere Kinder verständlich macht und uns sie verstehen lässt.